Verona, Venezien. Mit einem Gongschlag wird seit über einhundert Jahren das Opernfestival in der Arena di Verona eröffnet. Das größte römische Amphietheater, 30.000 Sitzplätze, das noch in Betrieb ist, gilt nicht ohne Grund als weltweit größtes Operntheater. Die durchschnittlich 125 Aufführungen pro Saison sind, wie das Programm des Opernfestivals 2019 einmal mehr eindrucksvoll belegt hochkarätig international besetzt, in der Arena di Verona geben sich die Stars der Szene ein Stelldichein, auch in diesem Sommer. Vom 21. Juni bis zum 7. September 2019 stehen im Rahmen des Openfestivals 51 Aufführungen auf dem Programm. Opernfans und solche die es nach einem Besuch der Arena di Verona werden, dürfen sich auf drei intensive Monate, 5 Operntitel, drei Sonderevents, 51 Aufführungen und 80 Solisten aus aller Welt, darunter Stars wie Anna Netrebko, Plácido Domingo, Lisette Oropesa und Jusif Eyvazov freuen, die zusammen mit bekannten Nebenstimmen in La Traviata, Aida, Il Trovatore, Carmen und Tosca zu sehen sind. Zum Auftakt präsentiert das Opernfestival stilecht eine Neuproduktion von Verdis La Traviata in einer Inszenierung des großen Franco Zeffirelli.
Zeffirellis Traviata endlich in Verona
Zwei lang gehegte Liebschaften, die endlich zusammenkommen: La Traviata und die Arena von Verona. La Traviata ist mit Sicherheit eine der von Zeffirelli in seiner langen Karriere als Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner am häufigsten dargestellten Opern; 1958 hatte er diese Oper in Dallas in der Besetzung von Maria Callas inszeniert und sich als junger aufstrebender Regisseur mit seinem künstlerischen Vorbild Visconti gemessen, der die Oper kurz vorher in der berühmten Gestaltung an der Mailänder Scala dargestellt hatte. Und nicht nur die La Traviata hat den großen Regisseur sein Leben lang begleitet. Bekannt sind auch seine engen Beziehungen zu Verona, mit seinem persönlichen Touch beim Restyling der Piazza Bra, insbesondere aber mit der Arena, in deren immensen und feierlichen Weite er unvergessliche Operninszenierungen von Carmen, Aida, Il Trovatore, Turandot, Madama Butterfly und Don Giovanni kreiert hat und für die diesjährige Opernsaison endlich die allseits erwartete Traviata. Die Erwartungen sind riesig, nicht nur weil der Artist mit diesem Werk in der Opernwelt einen Meilenstein gesetzt hat, man denke nur an die Verfilmung von Traviata aus dem Jahr 1983, die die Chronik der Oper auf der Leinwand stark geprägt hat, sondern auch weil alle Traviate von Zeffirelli das Publikum in aller Welt immer bezaubert haben, in seinen ständigen, ästhetisch untadeligen und emotionell faszinierenden Neuauslegungen des populären Dramas von Giuseppe Verdi. Nun kommt endlich “seine” Traviata in die Arena und diese Inszenierung wird wirklich zum Höhepunkt seiner fortwährenden, sachkundigen Auslegung des Texts, die den Artisten sein ganzes Leben begleitet hat. Auf der Bühne der neuen Zeffirelli Inszenierung, der bestmögliche Synthese seiner jahrelangen Reflexionen über die beliebte Thematik, stehen der polnische Sopran Aleksandra Kurzak, die von den berühmtesten Opernhäusern in aller Welt gerufen wird; die Amerikanerin Lisette Oropesa, Publikumsliebling beim letzten Rossini-Festival in Pesaro, die Kroatin Lana Kos, die der Bühne der Arena besonders verbunden ist, wo sie im Jahr 2011 in Hugo de Anas La Traviata ihr Debüt gefeiert hat und die dann auch in der Carmen singt und die Russin Irina Lungu, die bereits beim Veroneser Publikum groβen Beifall geerntet hat: ein Quartett von groβartigen Stimmen und stattlicher Bühnenpräsenz für eine Bühne, auf der die “Nouvelle Vague” der Opernwelt am besten zur Geltung kommt, denn sie legt besonderen Wert auf die Schauspielkunst und steht so der filmtechnischen Vorstellung sehr nahe.
Ein Highlight jagt das nächste: Plácido Domingo feiert 50 jähriges Bühnenjubiläum
5 große Opern mit den Stars und dem Nachwuchs der internationalen Opernwelt und drei hochkarätige Sonderveranstaltungen runden das Programm des 97. Opernfestivals ab. Mit dem Sonderevent „Plácido Domingo 50 Arena Anniversary Night“, am 4. August 2019, werden fünfzig Jahre künstlerische Tätigkeit seit dem Erstauftritt in der Arena von Maestro Domingo gefeiert, einer wahren Legende in der internationalen Opernwelt und eines der vielen Highlights diesen Sommer. Die Ballettveranstaltung Roberto Bolle and Friends wird an zwei Abenden, 16. und 17. Juli 2019, im Zeichen des Weltballetts über die Bühne gehen. Am dritten Spezialevent, dem 11. August 2019, tritt die symphonische Musik auf die Bühne der Arena, es wird Carl Orffs Carmina Burana gespielt.
Gleich am 22. Juni feiert die Symboloper der Festivals, Verdis Aida, in der Regie von Gianfranco de Bosio, Premiere. Die Inszenierung stammt von 1982 und ist in Anlehnung an die Originalinszenierung der von Ettore Fagiuoli 1913 kreierten ersten Aida in der Arena entstanden. In der Besetzung der historischen Aida sind Anna Pirozzi, die Amerikanerin Tamara Wilson, “wahre Kraft der Natur”, die faszinierende Spanierin Saioa Hernandez, die Chinesin Hui He, Publikumsliebling in der Arena, und die in Italien und weltweit beliebte Georgierin Svetlana Kasyan zu sehen.
Verdis wundervoller Il Travatore in einer Inszenierung von Franco Zeffirelli kehrt am 29. Juni in die Arena di Verona zurück. Nach den drei beinahe ausverkauften Vorführungen mit der himmlischen Anna Netrebko wird die wunderschöne Stimme der Italienierin Anna Pirozzi zu hören sein, den männlichen Hauptdarsteller gibt kein Geringerer als Netrebkos Lebensgefährt, der aserbaidschanische Tenor Jusif Eyvazov.
Im Juli, ab dem 10. Juli 2019, ist Bizets Carmen in einer Inszenierung Hugo de Anas mit Erwin Schrott zu sehen, bevor Tosca, ebenfalls in einer Inszenierung Hugo de Anas am 10. August Premiere feiert. Die weibliche Hauptrolle in Puccinis Oper, die Floria Tosca, wird in diesem Sommer in Verona von der Chinesin Hui He abwechselnd mit der Spanierin Saioa Hernandez gesungen.