Die Geschichte von Annalisa, an akuter myeloischer Leukämie erkrankt und dank einer Knochenmarktransplantation zu neuem Leben erweckt
Lieber Bruder, es ist erstaunlich, wie sehr sich unsere Leben miteinander verschlungen haben! Ich werde zwar nie erfahren, wer Du bist, aber Du bist für mich wie ein Bruder, so viel Zuneigung und Bewunderung empfinde ich für Dich
Dies ist der Beginn des Briefes, den Annalisa mit offenem Herzen ihrem neuen und ganz besonderen Bruder geschickt hat. Sie kennt nicht einmal seinen Namen, aber er hat ihr das Leben gerettet, und dafür ist sie ihm unendlich dankbar.
Annalisa ist 37 Jahre alt und hat zwei Töchter von 10 und 7 Jahren.
Sie hat ein erfülltes Leben, das sich um Arbeit, Freunde und Familie dreht. Im März 2020 trat ein unerwünschter Gast - ohne sie um Erlaubnis zu fragen - in ihren Körper. Die Sorgen, die Untersuchungen im Krankenhaus, die Illusion, dass es nichts Schlimmes ist. Letztendlich der Befund, der eindeutig ist: akute myeloische Leukämie, eine Krankheit die sich im Knochenmark entwickelt und sehr rapide fortschreitet indem sie sich im gesamten Körper verbreitet.
Die einzige Chance auf Heilung hängt am dünnen Faden der Knochenmarktransplantation und somit startet das Transplantations-Zentrum der Casa Sollievo della Sofferenza sofort nach der Suche eines Spenders.
Es ist April, die Außenwelt kämpft gerade mit der Pandemie und mit dem strengen Lockdown, welcher keine Fluchtwege zulässt. Die Wochen sind durch die Krankenhaus-Termine für die Therapie bestimmt.
Letztendlich kommt der Sommer und bringt die lang erwartete Neuigkeit: Aus dem Internationalen Knochenmarkspender-Register geht hervor, dass ein junger 26-jähriger Mann geeignet und kompatibel ist.
Im Juli findet die Transplantation in der Casa Sollievo statt. Für Annalisa beginnt ein neues Leben, und einige Monate später ist jetzt alles wieder beim Alten: Sie ist zu ihrem friedlichen Leben zurückgekommen – Arbeit, Freunde, Familie… und einige Routine-Kontrollen im Krankenhaus. Ihre Töchter, die bereits im zarten Alter viel Leiden und Angst ertragen mussten, wollten unbedingt diesem «Bruder» dafür danken, dass er das Leben ihrer Mutter gerettet hat.
Kleine Gaben: zwei farbenfrohe Zeichnungen mit den Worten: «Danke für dein Opfer, danke dass meine Mama noch mit mir sein darf» und ein ganz süßer Brief: «Ich hätte dich so gerne kennengelernt, aber leider geht das nicht. Du bist ein wundervoller Mensch und ich wollte, dass Du es weißt.
Ich bin nur ein kleines Mädchen, welches mit einer äußerst unangenehmen, extremen, unbeschreibbaren Situation konfrontiert wurde, die ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünsche. Ich schreibe Dir, weil ich mich bei Dir bedanken möchte, für das was Du für mich und meine Mama gemacht hast. Ich hab dich lieb obwohl ich dich nicht kenne und ich hoffe so sehr, dass Du auch in den dunkelsten Momenten glücklich sein kannst».

Annalisas Brief
Mein lieber Bruder,
es ist erstaunlich, wie unsere Leben nun verflochten sind! Ich werde nie wissen, wer Du bist, aber ich empfinde so viel Zuneigung und Bewunderung für dich, dass ich dich als meinen Bruder betrachte. Ich bin verheiratet und habe zwei Töchter.
Als wir von meiner Krankheit erfuhren, zerbrachen all unsere Träume, all unsere Zukunftspläne. Aber eines Tages, vor nicht allzu langer Zeit, erfuhr ich von Dir, und dass Du bereit warst, mir deine Zellen zu spenden. Seitdem sind meine Gedanken bei dir. Ich war sehr besorgt um dich, ich fragte die Ärzte, ob dies riskant für dich sei, aber sie haben mich beruhigt.
Ich hätte nie gewollt deine Gesundheit aufs Spiel zu setzten um mich zu retten. In solch einer schwierigen Zeit – trotz Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus - hast Du beschlossen, mir dieses Geschenk zu machen. Das macht dich zu etwas wirklich Besonderem. Ich weiß nicht, wie meine Geschichte ausgehen wird, doch einer Sache bin ich mir sicher, und zwar dass ich dir unendlich dankbar bin.
Dank dir wache ich jeden Morgen auf und sehe die Sonne, meine Töchter haben weiterhin ihre Mutter und all die Menschen die mich lieben, können weiter meine Stimme hören. All jene Menschen danken dir und zugleich danken wir dem lieben Gott, dass es Engel wie Dich gibt. Gott segne und beschütze dich immer, und ich wünsche dir, dass all deine Wünsche in Erfüllung gehen. Von ganzem Herzen, alles, alles Liebe! Wenn Du es willst: «Deine Schwester»

Ein "Dankeschön" von Annalisas Töchter
Hallo, wie geht‘s?
Ich hätte dich so gerne kennengelernt, aber leider geht das nicht, und daher schreibe ich dir diesen Brief.
Ich möchte dir etwas sagen…. Du bist ein wundervoller Mensch und ich wollte, dass Du es weißt, weil ein Mensch wie Du diese Komplimente wirklich verdient und vielleicht weißt Du es nicht, aber ich bin nur ein kleines Mädchen, welches mit einer äußerst unangenehmen, extremen, unbeschreibbaren Situation konfrontiert wurde, die ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünsche!!!!
Daher wollte ich dir diesen Brief schreiben, um mich zu bedanken, für das, was Du für mich und meine Mama gemacht hast.
Ich wünsche Dir ein glückliches Leben und dass Du gesund bleibst. Ich hab dich lieb obwohl ich dich nicht kenne und ich hoffe so sehr, dass Du auch in den dunkelsten Momenten glücklich sein kannst.
Ciao.
Ein dankbares Mädchen