Irenes Geste der Liebe

Als sie eines Morgens aufwachte und ihr etwas schwindelig war, machte sich Irene mit ihrer Familie lustig darüber, ohne zu ahnen, dass diese Benommenheit die erste Alarmglocke war. Mit nur 49 Jahren hat sie um ihr Leben kämpfen müssen und zwar auf Grund einer unvorhersehbaren Gehirnblutung, die sie von ihrer Familie, von ihren täglichen kleinen Freuden und ihrer Lebenskraft wegriss.

Irene war eine willensstarke und sehr nächstenliebende Frau. Sie hatte ein großes Herz für andere Menschen. Diese Nächstenliebe brachte sie vor vielen Jahren dazu, sich bei der AIDO, der italienischen Vereinigung der Spender von Organen, zu registrieren.

«Wir hatten oft über ihren Willen, ihre Organe zu spenden, geredet – erzählt ihre Tochter Alessandra – und ich hatte mich nie dagegen gewehrt. Sie hat sich immer schon um andere Leute gekümmert, auch als sie noch sehr jung war, damals half sie den Kindern in einem Familienheim. Ich erinnere mich, dass sie sie “Mama” nannten. In diesen letzten Monaten hatte sie außerdem die Hälfte ihrer Kleider einer Wohltätigkeitsorganisation gespendet. Als uns also die Ärzte informierten, dass man ihre Organe spenden konnte, habe ich nicht gezögert und habe ihren letzten Wunsch erfüllt».

Es wurden Irenes Nieren, die Leber und die Hornhäute gespendet. Es war eine Multiorgan-Entnahme, bei welcher mehrere Abteilungen der Casa Sollievo della Sofferenza zusammenarbeiteten. Der sehr lange Eingriff dauerte über 12 Stunden und die Anästhesisten, Kardiologen und Augenärzte des Krankenhauses von Sankt Pius wurden von den Chirurgen des Poliklinikums von Bari unterstützt.

Dank ihres letzten Willens konnte Irene vier Leben retten: die Leber wurde in zwei Teile aufgeteilt und einem Kind des Bambin Gesù-Krankenhauses in Rom und einem Erwachsenen des Niguarda-Krankenhauses in Mailand gespendet, die Nieren kamen nach Bari, während die Hornhäute der Augenbank von Mestre übergeben wurden und für geeignete Patienten bestimmt sind.

Irenes Lebensfaden wurde viel zu früh zerrissen, aber ihr großes Herz hat neue Leben gerettet und dies ist die Kraft der Organspender. «Ich weiss, es ist selbstverständlich – fügt schlussendlich Alessandra hinzu – aber ich möchte es trotzdem sagen, dass ich sehr stolz auf meine Mutter und auf ihre Geste bin, und gerade dies hilft mir, den Schmerz ihres Ablebens zu überwinden».