Ivrea, die Stadt Olivettis ist UNESCO Weltkulturerbe

Am 1. Juli 2018 erklärte die UNESCO die Industriestadt Ivrea zum Weltkulturerbe, die Stadt zwischen Turin und Aosta ist damit die 54. UNESCO-Stätte in Italien. Grund für die Auszeichnung ist jedoch nicht die mittelalterliche Altstadt, die malerisch am Ostufer des Doraflusses liegt, sondern die Industriestadt Ivrea, geprägt, erdacht und gebaut vom visionären Industriellen Adriano Olivetti.

Heute leben knapp 24.000 Einwohner in der Stadt am Fuße der Alpen, in der noch heute der Stammsitz des Unternehmens Olivetti, bekannt für seine Schreibmaschinen und Computer und seinen revolutionären Einfluss auf das Produktdesign, beheimatet ist. Zu den Hochzeiten der Olivetti Werke in den 1970ger Jahren, das Unternehmen wurde 1908 in Ivrea gegründet, lebten und arbeiteten bis zu 30.000 Menschen in Ivrea.

Diese Arbeiter und Angestellten standen im Mittelpunkt von Adriano Olivettis Utopie. Der Sohn des Firmengründers stellte das Wohl der Menschen in den Mittelpunkt seiner Aktivitäten und ließ auf dem Areal des Unternehmens neben den Fabrik- und Verwaltungsgebäuden auch Wohn- und Sozialbauten errichten. In weiterer Folge entstanden soziale Einrichtungen wie Kindergärten, eine hauseigene Mensa, ein Sportplatz und eine Bibliothek, auch auf Grünräume zur Erholung wurde nicht vergessen. Olivetti schuf eine moderne, soziale Stadtstruktur, die seiner Zeit weit voraus war und im Gegensatz zu den bisher gekannten Industriestätten stand. Hierfür engagierte Olivetti Architekten wie Luigi Figini und Gino Pollini, später kamen Bauten unter anderem von Ignazio Gradella, Eduardo Vitella, Nizzoli und Olivieri sowie von Gabetti und Isola hinzu.

Seit 2001 sind die eleganten, oft lichten Bauwerke mit viel Glas im „Freilichtmuseum der Olivetti-bauten“ zu besichtigen. Für Architektur- und Designinteressierte ist ein Besuch der Anlage ein absolutes muss, denn an keinem anderen Ort Norditaliens sind die Industrialisierung und die damit verbundenen Veränderung von Städten, Wohn- und Arbeitsräumen im 20. Jahrhundert besser nachzuvollziehen. Die UNESCO würdigt mit der Auszeichnung Ivreas zum Weltkulturerbe auch die Ideen Olivettis und verweist darauf, dass in Ivrea die „moderne Vision der Beziehung zwischen Industrie und Architektur“ sichtbar wird. Die Auszeichnung als Weltkulturerbe wird von der UNESCO an schützenwerte Orte, die Zeugnis über die soziokulturelle Entwicklung der Menschheit geben und die bedroht sind, vergeben.

Nachdem Olivetti seine glücklichsten Zeiten im vergangenen Jahrhundert erlebt hat, das Unternehmen fusionierte 2003 mit der Telekom Italia, stehen die meisten Bauwerke leer und sind nur mehr stille Zeugen einer vergangenen Zeit. Die Auszeichnung zum UNESCO Weltkulturerbe schützt und erhält die Olivetti-Werke. Wer den Olivetti-Komplex besucht, sieht zum einen spannende Architektur des 20 Jahrhunderts und wird an die Idee, dass zufriedene Angestellte Besseres leisten und ein angenehmes und komfortables Wohn- und Arbeitsumfeld das Zufriedenheitsgefühl fördern, erinnert.

Spuren Olivettis lassen sich in ganz Ivrea ausmachen. So ist in der ehemaligen Olivetti-Villa das „Archivio Olivetti“ untergebracht, wo die berühmten- Schreib und Rechenmaschinen, mit denen Olivetti das Produktdesign revolutionierte, zu sehen sind. Das Archiv ehrt den Geist des Unternehmens mit einem symbolischen Preis, einer Schreibmaschine des Typs „Lettera 22“, der an Unternehmen vergeben wird, die in ihrem kulturellen und sozialen Engagement der Philosophie Olivettis folgen.

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