Am 27. Mai wird der berühmte Palio von Ferrara ausgetragen, das traditionelle Pferderennen, das in diesem Jahr das 50. Jubiläum seiner historischen Inszenierung feiert
Der Palio di Ferrara ist seit Mitte des 13. Jahrhunderts ein großes Ereignis in der Stadt und erinnert an die Glanzzeit der Renaissance. Auch heute noch ist der abschließende Tag des Rennens der absolute Höhepunkt der Feierlichkeiten, die rund einen Monat andauern. Das Pferderennen in Ferrara gilt als das älteste weltweit. Für die Teilnahme verkleiden sich die Einheimischen als Burgfräulein, Ritter, Gaukler und Musiker, nach der Kostümparade finden vier verschiedene Wettbewerbe statt, einer für Jungen (Corsa dei Putti oder Palio di San Romano), einer für Mädchen (Corsa delle Putte oder Palio di San Paolo), ein Eselrennen (Corsa delle Asine oder Palio di San Maurelio) sowie schließlich das eigentliche Pferderennen (Corsa dei Cavalli oder Palio di San Giorgio).
Am 27. Mai wird auf er bildschönen Piazza Ariostea der eigentliche Wettkampf ausgetragen, bei dem Reiter aus acht historischen Bezirken - vier innerhalb und vier außerhalb der alten Stadtmauer gelegene sogenannte „Contrade“ - gegeneinander antreten. Der Platz ist rechteckig, hat die ideale Form für Pferderennen, und ist in seiner Mitte von einer Statue des humanistischen Dichters Ariost gekrönt.
Nun ist der Palio nicht einfach nur ein historisches Pferderennen, sondern er ist ein Ereignis, bei dem den Ferraresern das Herz aufgeht: Immer am letzten Sonntag im Mai ist der Palio der Höhepunkt einer ganzen Reihe voller stimmungsvoller Umzüge und farbenfroher Feste. Und das schlägt auch den Besucher in seinen Bann. Denn Ferrara trägt nicht umsonst den Titel einer UNESCO-Renaissancestadt: das Stadtbild ist geprägt von den prunkvollen, architektonisch einmaligen Ensembles der Epoche, in welcher Ferrara kultureller Mittelpunkt Europas war.
Wenn die Bewohner der Contrade in ihren alten Kostümen auf zahlreichen Feierlichkeiten im Rahmen des Palio den Zauber vergangener Zeiten auferstehen lassen, können sich dieser Magie auch Besucher nicht entziehen. Genau acht Tage vor dem Rennen findet der größte, farbenfrohe und stimmungsvolle Umzug statt. Und für eine Atmosphäre voller Eindrücke für Augen und Ohren sorgen auch die vielen Wettkämpfe der bunten Fahnenschwenker und der vielen historischen Musiker, die versuchen, die beste Wertung für ihre „Contrade“ zu erlangen.
Ferrara ist als Renaissancestadt berühmt, aber der Palio ist noch älter. 1259 erstmalig erwähnt, wurde er 1279 zu einer offiziellen Veranstaltung mit festen Regeln. Diese lassen sich heute noch auf einer langen Tafel nachlesen, die an einer Seite der romanischen Kathedrale aus dem 12. Jh. hängt. Als es zum Ende der Renaissance stiller wurde um Ferrara, verblasste auch der Palio, geriet aber nie völlig in Vergessenheit. Seit 1968 wird er nun wieder in historischer Form zelebriert, begeht also in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum.
Der eigentliche „Palio“ ist ein Tuch, das einem Heiligen gewidmet ist, und dieses Tuch ist die Trophäe, die der siegenden „Contrade“ winkt, die sie also in ihr Stadtviertel tragen darf. Genau genommen gibt es vier Rennen und vier Tücher, die sich die acht „Contrade“ streitig machen: das Jungenrennen und das Mädchenrennen für Reiter unter 15 Jahren, und ein Eselrennen, die Corsa delle asine, und schließlich das eigentliche Pferderennen, bei dem es um das gelbe Tuch zu Ehren des Schutzpatrons von Ferrara, des Heiligen Georg, geht.