Papstbesuch in der Casa Sollievo della Sofferenza
Franziskus unternimmt Pilgerreise zu Padre Pios Wirkstätten
Vor 5 Jahren wurde Jorge Mario Beroglio als erster lateinamerikanischer Papst ins Amt gewählt. Franziskus, wie sich der gelernte Chemietechniker in Anlehnung an Franz von Assisi als Papst nennt, pilgert im Rahmen des dichten Programmes seiner Jubiläumsfeierlichkeiten an die Orte des Wirkens des italienischen Nationalheiligen Padre Pio. Innerhalb weniger Stunden besuchte der Papst, der für seinen straffen Reiseplan bekannt ist, die wichtigsten Orte im Leben des, 2002 von Papst Johannes Paul heiliggesprochenen, Kapuzinermönchs.
Der bereits zu Lebzeiten verehrte Volksheilige Padre Pio, der mit seinen Stigmata und Wundergeschichten auch innerhalb der Kirche als umstritten gilt, steht wie kein anderer für eine alltägliche Heiligkeit und hat sich sein ganzes Lebens als Seelenführer und Beichtvater der Linderung von seelischem und körperlichen Leid verschrieben. Damit verkörpert er wie kein anderer die Barmherzigkeit der Kirche.
Schließlich war es Pio, der das Wunder vollbracht hat, mitten in den Wirren des 2. Weltkrieges, Mitstreiter zu gewinnen und Spenden zu sammeln, um, in einem der strukturschwächsten Gebiete Italiens, einen Ort zu erschaffen, an dem, unabhängig vom Einkommen, Kranken geholfen wird: Die Casa Sollievo della Sofferenza.
In seiner Messe auf dem Vorplatz der Wallfahrtskirche und unweit der Klinik erinnert der Papst vor 30.000 Gläubigen an Pios unermüdlichen Einsatz für Arme und Schwache und fragt, wer heute noch so handle.
Die Casa Sollievo della Sofferenza
Auf der Kinderkrebsstation der Casa Sollievo della Sofferenza, dem Haus zur Linderung des Leidens, verbrachte der Papst 40 Minuten mit den kleinen Patienten und ihren Angehörigen und spendete ihnen Trost und Segen.
Das Krankenhaus, das Pio im Jahr 1956 eröffnete, ist heute eines der modernsten Krankenhäuser weltweit. Das angeschlossene Forschungszentrum ist auf die Bereiche genetische Erkrankungen, innovative Therapien und regenerative Medizin geführt. Das Krankenhaus und die zugehörigen Institutionen werden im Sinne Pios geführt, der Zeit seines Lebens an schweren Krankheiten litt. Sein Antrieb zur Gründung des Krankenhauses war die Erfahrung des wenig wertschätzenden Umgangs mit Kranken und Alten. Zum Casa Sollievo Komplex gehört folgerichtig auch ein Altenheim, das nach den Lehren des Heiligen geführt wird.
Papst besucht Geburtsort und Reliquie Pios: Pietrelcina
Im Geburtsort Pios, das knapp 3000 Einwohner zählende Pietrelcina in Kampanien wurde der Papst Samstagmorgen von Gläubigen begrüßt, um sich dann wenige Minuten alleine in die Kapelle zurückzuziehen, in der ein Ast des Baumes aufbewahrt wird, unter dem der Kapuzinermönch seine umstrittenen Stigmata empfing.
Franziskus ist der erste Papst, der Pierelcina besuchte. Von hier aus ginge es nach San Giovanni, wo er die Wohnkammer Pios im alten Kloster, das sich neben der Wallfahrtskirche des Architekten Renzo Piano, befindet. In der Kirche selber ist Pios konservierter Leichnam in einem Glassarg aufgebahrt, vor dem der Papst ebenfalls ein kurzes Gebet sprach. Seine Verbundenheit zu Pio brachte der Papst bereits in der Vergangenheit zum Ausdruck, als er 2016, anlässlich des Jahres der Barmherzigkeit, eben jene Reliquie für einige Zeit in den Petersdom überführen lies.
Das Gebet
Die Linderung von seelischem und körperlichen Leid war Pios ganzer Lebensinhalt. Barmherzigkeit, Beichte und Gebet stehen im Zentrum seines Wirkens. So betont auch Franziskus anlässlich der Messe in San Giovanni della Rotondo die Bedeutung des Gebets: "Das Gebet ist eine Geste der Liebe. Zu beten, bedeutet mit Gott zu sein. Das Gebet bewegt die Welt, erneuert das Gewissen und heilt die Kranken".
Wie Pio setzt Franziskus mehr auf Praxis, denn auf Theorie und muss sich daher auch aus den Reihen der Kirche manchen Kritikern stellen.
Laut „Vatican Insider“ soll dem Themenkreis Heiligkeit-Armut-Fremdenliebe auch die Apostolische Exhoration zum Papstjubiläum gewidmet sein, die am 19. März unterzeichnet und kurz darauf veröffentlicht werden soll.
Mit seiner Betonung der Barmherzigkeit entspricht Pios Werk und Lehre des Bildes von Heiligkeit, das Franziskus immer wieder betont.