„Wir verlieren Boden beim Kampf um gesunde Ernährung“

Hunger und Fehlernährung: Der Welternährungstag 2019

Rom. Am 16. Oktober weist der Welternährungstag jährlich seit 1979 daraufhin, dass weltweit Millionen Menschen weiterhin Hunger leiden. Das Datum, der 16. Oktober, wurde einst gewählt, da an diesem Tag 1945 die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), als Sonderorganisation der UN mit Sitz in Rom gegründet wurde, die sich mit der Ernährungssicherheit und dem Welthunger, sprich den Themen des Welternährungstages auseinandersetzt. 2019 sind diese beiden Themen dringlicher denn je, während 820 Millionen Menschen weiterhin Hunger leiden und die Klimakrise die Situation der Ärmsten der Welt weiter verschärft, nimmt die Zahl der Übergewichtigen bzw. Fehlernährten, und hier sind laut dem Kinderhilfswerk UNICEF vor allem auch Kinder betroffen, deutlich zu. 820 Millionen Hungernde stehen 700 Millionen Übergewichtigen gegenüber, wie auch Papst Franziskus in einem Schreiben an den Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), Qu Dongyu, anlässlich des heutigen Welternährungstages festhält. Nicht nur das Oberhaupt der Kirche nimmt den heutigen Tag zum Anlass die Lage der Welternährung kritisch zu kommentieren, der aktuelle Bericht der FAO zu Food Waste und Food Loss ist genauso alarmierend, wie der Bericht der Welthungerhilfe und jener von UNICEF „zur Situation der Kinder in der Welt“.

Angesichts all dieser negativen Bestandsaufnahmen fällt es schwer, eine gute Nachricht zum Thema zu ersinnen. Doch eines fällt bei allen zum Welternährungstag veröffentlichen Berichten auf, es herrscht Einigkeit darüber, dass das industrielle Lebensmittelsystem auf Kosten von Umwelt und Gesundheit geht und die Weltgemeinschaft dazu aufgerufen ist, dies über Kontinentalgrenzen hinweg zu verändern.
So fordert die Nonprofitorganisation Slow Food angesichts der extremen Gegensätze von Hungernden und Fehlernährten „eine entschiedene Ernährungspolitik“ und mahnt, dass auch die Verbraucher und Verbraucherinnen ihr Essverhalten ändern müssen.
„Wir verlieren Boden beim Kampf um gesunde Ernährung“, wird UNICEF-Exekutivdirektorin Fore anlässlich des aktuellen Berichts des UN Kinderhilfswerkes zitiert, aus dem hervorgeht, dass weltweit mindestens jedes dritte Kind unter 5 Jahren, etwa 200 Millionen Kinder, unter Fehlernährung, unzureichender oder schlechter Ernährung, leiden müssen, und ruft die Weltgemeinschaft dazu auf, das Problem gemeinsam anzugehen: „Das ist kein Kampf, den wir alleine gewinnen können. Regierungen, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft müssen die Ernährung von Kindern priorisieren und zusammenarbeiten, um die Ursachen von ungesunder Ernährung in all ihren Formen anzugehen“, ist die klare Forderung an alle gesellschaftlichen Player.
Und auch Papst Franziskus findet zum Welternährungstag klare Worte zu Ernährungssicherheit und Hunger: "Der Kampf gegen Hunger und Fehlernährung wird nicht enden, solange die Logik des Marktes vorherrscht und man um jeden Preis nach Profit strebt", schreibt das Oberhaupt der katholischen Kirche und kommt zu einem ähnlichen Schluss wie Slowfood. Die Früchte der Schöpfung dürften nicht auf "Objekte von Nutzen und Herrschaft" reduziert werden, so Franziskus weiter. Notwendig sei ein Lebensstil, "der dankbar ist für das Geschenkte" und durch Mäßigung, Enthaltsamkeit, Selbstdisziplin und Solidarität geprägt werde. Ganz ähnlich argumentiert Slow Food, die in ihrer Aussendung zum Welternährungstag auf einen Anfang 2019 im anerkannten Wissenschaftsmagazin The Lancet veröffentlichten Artikel „Planetary Health Diet“ verweisen; einen Speiseplan, der die Gesundheit des Planeten und des Menschen gleichermaßen sichern soll. Eine der Hauptbotschaften der Autorinnen und Autoren lautete ‚Weniger, weniger, weniger‘. „Dieses Ergebnis hat auch mich erschüttert, weil es so deutlich die drängende Notwendigkeit einer massiven Veränderung bei Millionen von Menschen in den Industrie- und Schwellenländern zeigt. Wir müssen hin zu einem radikal anderen Genussverständnis als das, woran die Lebensmittelindustrie uns in den vergangenen Jahrzehnten gewöhnt hat. Ein solcher ganzheitlicher Genuss orientiert sich an Qualität statt an Quantität“, erklärt Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland.
Zum Welternährungstag 2019 kann demnach festgehalten werden, dass die Welternährung nicht isoliert vom Klimawandel und den damit verbundenen Konsequenzen und unserem Wirtschaftssystem betrachtet werden kann. Wie Lebensmittel heutzutage produziert und konsumiert werden, hat Konsequenzen sowohl für die Umwelt als auch die Gesundheit. Die Verantwortung hierfür muss die Weltgemeinschaft tragen, die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen haben sich mit den gemeinsam festgelegten „Zielen für eine Nachhaltige Entwicklung“ (SDGs) eigentlich vorgenommen, bis 2030 den Hunger auf der Welt zu beenden. Auch wenn heute nicht viel dafür spricht, noch sind es einige Jahre.

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