Berlin. Vergangene Woche ging mit der ITB Berlin, die größte Tourismusmesse der Welt, in Berlin über die Bühne. Als das Branchentreffen der globalen Tourismusindustrie, bietet die ITB den geeigneten Rahmen und das Forum für die Veröffentlichung touristischer Kennzahlen und Jahresberichte. Seit inzwischen 20 Jahren wird anlässlich der ITB auch die Radreiseanalyse des ADFC, des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs, veröffentlicht und ist für den Tourismus wichtig wie nie, denn vergangenes Jahr stiegen 5,5 Millionen Deutsche aus touristischen Gründen auf ein Fahrrad, so viele wie nie zuvor. Nach dem Schlechtwetterjahr 2017, konnte 2018 ein neuer Rekord verzeichnet werden. Aus dem Bericht geht auch hervor, dass die Deutschen überhaupt am häufigsten ihren Urlaub auf dem Fahrrad verbringen. Gleichzeitig ist Deutschland mit seinen vielen gut ausgebauten Radwegen, auch das beliebteste Zielland von Fahrradreisen. Von den vielen Radwegen, die auch auf der ITB präsentierten, konnte sich in diesem Jahr der Weser-Radweg als beliebtester deutscher Radfernweg durchsetzen und löste damit erstmals den Langzeit-Favoriten, den Elberadweg, ab.
Mit dem Fahrrad als Paar oder in der Gruppe, das leichte Gepäck gut verschnallt, unterwegs im Grünen, entlang am Ufer eines Flusses, am Horizont die Umrisse einer Burg oder eines Schlosses. Die Übernachtung in einem kleinen Hotel ist bereits gebucht, eine Radkarte (58%) zur Orientierung im Gepäck, denn trotz googlemaps und anderer Apps (55%/46%), verlässt man sich gerne auch auf offline Hilfen, wie den guten alten Wegweiser (72%).
So, oder zumindest so ähnlich, verbrachten 5,5 Millionen Deutsche im vergangenen Jahr mindestens 2 Tage ihrer Ferienzeit auf dem Fahrrad. Der ADFC-Travelbike-Radreiseanalyse 2019 ist zu verdanken, dass wir so genau wissen, wie, wo und wie lange die deutschen Radurlauber unterwegs sind, denn genau darum geht es in der Befragung mit dem Untertitel „20. bundesweite Erhebung zum fahrradtouristischen Markt“.
Es geht also um Fahrradtourismus in Deutschland und was dazu spontan einfällt und gerade auch wieder unlängst auf der weltweit größten Tourismusmesse, der ITB Berlin, aufgefallen sein muss, der Fahrradtourismus boomt und das macht sich nicht nur in der neuen Rekordzahl von 5,5 Millionen Deutschen auf Fahrradreisen bemerkbar.
Fernradwege werden ausgebaut, und dass sich das für die Regionen auszahlt, beweist der Weser-Radweg, der in dieser Jahr nach Verbesserungen und Umbauten erstmals zu Deutschlands beliebtesten Radweg gekürt wurde. Damit verdrängt der 520km lange Radweg nach 14 Jahren den Elberadweg auf den zweiten Platz, auf dem dritten Platz liegt der Ruhrtal Radweg. Die deutschen Radwege sind so beliebt, dass 70 Prozent der Befragten ihren Radurlaub auch in diesem Jahr in Deutschland verbringen werden, gerne, aber nicht immer wird vor der eigenen Haustür gestartet, wenn eine Anreise erfolgt, fällt die Wahl dabei immer häufiger auf öffentliche Verkehrsmittel, 36 Prozent reisen mit Bahn und Auto an, 20 mit dem Rad.
E-Bikes sind auch im Fahrradtourismus ein großes Thema. Zwar sind erst etwa ein Viertel der Radreisenden mit einem E-Bike unterwegs, ein Anstieg um 6 Prozent, doch zeigen sich 85 Prozent an dieser Möglichkeit durchaus interessiert. Ein Fakt, den Startups wie Travelbike oder Italmaps erkannt haben, die am Urlaubsort E-Bike Verleihsysteme mit Onlinebuchung betreiben, wobei Travelbike Stationen in Deutschland und Österreich betreibt und Italmaps, wie der Name schon sagt, bisher nur für Italien plant. Diese sollten sich rentieren, schließlich werden Radausflüge im Urlaub eher spontan (72%) unternommen, Natur und Kultur werden dabei gleichermaßen genossen. Onlineverleihsysteme von E-Bikes und verlässlichem Service gehören wohl bald zum guten Ton beliebter Tourismusdestinationen.
Obwohl der durchschnittliche Fahrradtourist 2018 ein männlicher (64%), Individualreisender (84%) war, der mit seinem eigenen Fahrrad (96%), bevorzugt einem Tourenrad (70%), entweder mit dem Partner (52%), Freunden (31%) oder gar alleine (21%) unterwegs in Deutschland, vielmehr durch Bayern (Topregion) war, werden immer mehr Radreisen in verschiedensten Konstellationen und Destinationen angeboten, geplant und gebucht. Anbieter von geplanten Gruppenreisen verzeichnen ebenso Zuwächse wie Fahrradverleiher vor Ort.
Gleich 42 Prozent der Befragten wollen 2019 mit dem Rad ins Ausland, beliebte Destinationen bei den Auslandsreisen waren im vergangenen Jahr die Niederlande und die Alpenländer. Auch hier scheint der Ausbau der Infrastruktur für Fahrradreisende ausschlaggebend, der Donauradweg und die Fahrradroute entlang der Claudia Augusta, die ebenfalls unlängst ausgebaut und erweitert wurde, gehören zu den beliebtesten Routen im Ausland.
Bei der Planung von Fahrradreisen wird das Internet immer wichtiger, Karten, Empfehlungen und Reiseführer, also Infos aus der Offlinewelt, bleiben aber weiter relevant. Eine Fahrradreise wird von über der Hälfte etwa 2 Monate im Voraus geplant, hierbei verlässt man sich in der etwa zweiwöchigen Recherchephase am liebsten auf den oben genannten Medienmix.
Anders als bei anderen „Trends“ hat Urlaub mit dem Fahrrad vielfältige positive Effekte auf die Umwelt, Urlauber und Gastgeber. Radreisende sparen CO2, vor allem weil sie wie oben erwähnt, oftmals keinen, oder einen kurzen Anfahrtsweg haben und diesen oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Dazu kommen die Nähe zu Natur und Kultur, die auf dem Fahrrad ganz anders erlebt werden. Hier profitieren auch die Gastgeber, Fahrradtouristen sind oft auch in Gegenden unterwegs, die abseits des Massentourismus liegen, so dass Radreisen oftmals gleichzeitig einen hohen Grad an Nachhaltigkeit aufweisen. Die Besucher kommen auf dem Rad der Region und ihren Menschen oftmals näher, als bei anderen Reiseformen, selten führt eine Radreise in Städte, hier wird eine Radrunde bevorzugt. Der Urlauber selber hat nicht nur ein tolles Erlebnis, der Radfahrer radelt und das nicht wenig und immer an der frischen Luft. Das Schöne daran ist, dass 35 Prozent der Befragten nach einer Radreise auch im Alltag mehr Fahrradfahren, und darüber freut sich neben der Umwelt auch die eigene Gesundheit.