Gemeinsam „Gegen das Vergessen“

Wien. Nach Hakenkreuzgeschmiere und Vandalismus gründen Young Caritas, die Katholischen Jugend, die Muslimischen Jugend Österreich, die Jüdische österreichische HochschülerInnenschaft und Nesterval eine Facebookgruppe zum Schutz von knapp 100 Portraits von Holocaust Überlebenden an der Wiener Ringstraße: Wir passen auf!

Noch bis zum 31. Mai 2019 sind entlang der Wiener Ringstraße die 2 Meter großen Fotografien von knapp 100 Holocaust Überlebenden, die der Künstler Luigi Toscano portraitiert hat, im öffentlichen Raum zu sehen. Schirmherr des Projektes ist Deutschlands Außenminister Heiko Maas, die Ausstellung in Wien, initiiert von Toscano gemeinsam mit dem Psychosozialen Zentrums ESRA, steht unter dem Ehrenschutz des österreichischen Bundespräsidenten Alexander van der Bellen und war bereits in Städten wie Boston (2017), New York (2017), Berlin (2017), Kiew (2016) und Mannheim (2015) zu sehen. 2019 macht „Gegen das Vergessen“ Station in San Francisco, Mainz und eben Wien.

Die Bilder zeigen Juden, Sinti und Roma und andere von den Nazis verfolgten, die Toscano in Deutschland, den USA, der Ukraine, Israel und Russland getroffen hat, wo sie heute leben. Viele der von Toscano portraitierten Überlebenden haben österreichische Wurzeln. Wer im Mai auf der Ringstraße unterwegs war, wo die Bilder seit dem 7. Mai aufgestellt sind, konnte aus den Kurzbiografien auch erfahren, wo die Personen aufgewachsen, in welches Konzentrationslager sie verfrachtet wurden, wie viele ihrer Familienangehörigen dort vergast wurden und wie sie selber das große Glück hatten, zu überleben.

Toscano, der als Kind italienischer Einwanderer in Mannheim aufwuchs, portraitiert hier eine Generation, die bald ganz natürlich ausstirbt. Die Frauen und Männer, die zum Teil als Kinder den Holocaust er- und überlebten, die Zeitzeugen des NS-Terrors, gehen auf die Hundert zu. Plakativ und sehr direkt der Titel des Projektes: Gegen das Vergessen.

Dass nun ausgerechnet diese Portraits, die unbewacht entlang der Ringstrasse aufgestellt sind -einen Steinwurf entfernt von Parlament und Hofburg, den wichtigsten politischen Institutionen des Landes- erst mit Hakenkreuzen beschmiert, dann mit Messern zerschnitten, was nun beim dritten Anschlag dazu führte, dass drei Bilder komplett zerstört wurden, geht angesichts der aktuellen Regierungskrise in Österreich beinahe unter. Auf Facebook postete Toscano Montag Früh die Bilder der Zerstörung und fragt berechtigterweise: „Österreich, was ist los mit Dir????“

Inzwischen haben sich sowohl Österreichs Bundespräsident, als auch Deutschlands Außenminister telefonisch mit dem Künstler in Verbindung gesetzt. Die Zivilgesellschaft reagiert spontan, Künstler und Privatpersonen haben sich aufgemacht, die Bilder wiederherzustellen. Es wurde genäht und geklebt und das bei ständigem Regen in der österreichischen Bundeshautstadt.
Auf Facebook haben sich die Jugendorganisationen der Caritas, Young Caritas, die katholische Jungend, die jüdischen StudentInnen, die Muslimischen Jugend Österreich und das Künstlerkollektiv Nesterval zur Aktion „Wir passen auf!“ zusammengeschlossen und eine Mahnwache organisiert, die bis zum Ende der Ausstellung am kommenden Freitag „pausenlos“ vor Ort ist, wie es im Aufruf auf Facebook heißt.

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