Grüne Vogue Italia: Januarausgabe 2020 erscheint erstmals ohne Fotos
Morgen, am 7. Januar 2020, erscheint die Januarausgabe der Vogue Italia zum ersten Mal fast ganz ohne Fotos. Zum Auftakt der neuen Dekade verzichtet das Modemagazin, die Fashionbibel schlechthin, auf Fotografien und ersetzt diese durch Illustrationen. Anstelle der aufwendigen Modestrecken, für die die Teams normalerweise rund um den Globus jetten, gestalten acht Künstler sowohl die Modestrecken, als auch das Cover. Die Vogue Italy gesteht mit ihrer Januarausgabe 2020, dass die Herstellung eines Modemagazins erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt hat. Da die Produktionen der „Green Vogue“ nicht nur CO2 sondern auch Kosten vermeidet, spendet die Zeitschrift, im Besitz des Verlages Condé Nast, den eingesparten Betrag für die Restaurierung des vom Hochwasser im November 2019 schwer beschädigten Gebäudes der Fondazione Querini Stampalia in Venedig.
Die Umweltfreundliche Lösung: Zeichnung ersetzt Fotos
Die Vogue Italia gilt als die am wenigsten kommerzielle aller 26 internationalen Vogue Editionen und damit als die Fashionbibel schlechthin. Ein Hauptteil des Hochglanz Modemagazins besteht aus den aufwendigen Covern und Modestrecken, für die Topmodels und Topfotografen gewöhnlich an die entlegendsten Winkel der Welt jetten, um die neusten Schöpfungen der Designer in Szene zu setzen.
Für die Septemberausgabe 2019 reisten für acht Geschichten 150 Menschen, mit zwanzig Flügen, zehn Zügen, und unzähligen Autofahrten, wurden 40 Maschinen eingesetzt und 60 internationale Expeditionen gestartet. Dabei leuchtete an den Shootingtagen mindestens zehn Stunden lang die Lichter ununterbrochen, teilweise angetrieben von Benzingeneratoren, wie Herausgeber Emanuele Farneti im Editorial zur Sonderausgabe erklärt. Dazu kämen noch „Lebensmittelabfälle aus der Gastronomie, Plastik zum Einwickeln von Kleidung und Energie zum Aufladen von Handys, Kameras ...“, ein Aufwand, der nicht nur kostenintensiv sei, sondern eben auch die Umwelt stark belaste. „Intellektuell ehrlich“, nennt Farneti die Entscheidung der Redaktion mit der Sonderausgabe zuzugeben, dass die Produktion des Magazins erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt hat und für dieses Dilemma eine kreative Lösung zu finden.
"Die Herausforderung ist, etwas über Kleider zu erzählen, ohne sie zu fotografieren."
Für die Ausgabe, die Morgen, am 7. Januar 2020 erscheint, und in der sich das Magazin in seiner nachhaltigsten Version präsentiert, wurden die Fotos durch Illustrationen ersetzt. Die Kreative Herausforderung dabei bestand darin, Mode zu zeigen, ohne sie zu fotografieren und damit weder zu reisen, noch „ganze Kleiderschränke zu verschicken“. Stattdessen haben sich acht bekannte und aufstrebende Künstler, Ikonen der Kunst und Legenden der Comics, auf die Probe gestellt und mit Stylisten und Models zum ersten Mal eine Ausgabe der Vogue produziert, in nur eine Fotostrecke, von zwei 17-jährigen produziert, abgedruckt wird.
Neben dem fotografischen Beitrag der jungen Generation, die stellvertretend für die Fridays for future Generation stehen, sind Illustrationen der Künstler David Salle, Vanessa Beecroft, Cassi Namoda, Milo Manara, Yoshitaka Amano, Delphine Desane und Paolo Ventura zu sehen. Hierfür arbeiteten die Künstler jeweils, wie auch bei Fotoshootings üblich, mit Stylisten und Models zusammen. So setzt etwa David Salle das Model Lili Sumner mit einem Styling von Tonne Goodman in Gucci in Szene.
Auch inhaltlich hat die Januarausgabe eine klare Richtung. In den journalistischen Beiträgen setzen sich die Autorinnen diesmal mit Themen wie Secondhand, Mode, Migration und Identität auseinander.
Fondazione Querini Stampalia Onolus profitiert
Der Betrag, der im Januar eingespart wird, geht als Spende an die Stiftung Querini Stampalia Onolus für die Restaurierung des Gebäudes, deren Erdgeschoss bei der Flutkatastrophe im November 2019 schwer beschädigt wurde. Die Privatstiftung, die 1869 vom letzten Conte der Familie Querini Stampalia gegründet wurde, ist der Kultur Venedigs und ihrer Adelsfamilien genauso gewidmet, wie der zeitgenössischen Kunst. Neben den Wohnräumen der Familie mit dazugehöriger Sammlung beherbergt das Gebäude auch eine Bibliothek, die, nach dem Willen des Gründers, bis heute auch nachts geöffnet ist und damit ein ganz besonderer Ort ist.
Zudem veranstaltet die Stiftung zeitgenössische Kulturveranstaltungen und spannt damit einen Bogen zwischen dem historische Venedig und heute. Beim „Aqua Alta“, der großen Überschwemmung in der Nacht zum 12. November 2019 wurde das Gebäude und mit ihm zahlreiche der Kunstschätze stark beschädigt. Die Kosten für die Restaurierung werden aktuell auf etwa eine halben Million Euro geschätzt.