Rom. Angesichts der weiter zunehmenden Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus in Italien hat die Regierung in Rom am heutigen Mittwoch, den 4. März 2020, bekannt gegeben, dass aktuell überlegt wird, bis zum 13. März alle Schulen und Universitäten des Landes zu schließen. Mit der Entscheidung wird in den kommenden Stunden gerechnet, Agenturmeldungen hatten zuvor bereits den Entschluss kommuniziert. In jedem Fall wurden zahlreiche weitere Großveranstaltungen, wie die Mailänder Mobelmesse, abgesagt und auch die Ausweitung der „roten Zone“ auf einige Gemeinden in der Provinz Bergamo (Lombardei) erwogen.
Italien im Kampf gegen COVID 19
Aktuell liegt die Zahl, laut der zuständigen Behörde für Zivilschutz, von positiv auf den neuartigen Coronavirus Getesteten in Italien bei 2263 Fällen und inzwischen 79 Todesfällen, 170 Personen haben die Krankheit überstanden und gelten als genesen. In der EU ist Italien damit das Land mit den meisten Fällen und auch den drastischsten Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung von COVID-19.
Doch keine Entwarnung
Die 11 Gemeinden in der roten Zone sind nach wie vor isoliert. In der am stärksten betroffenen italienischen Region, der Lombardei steht das öffentliche Leben in den 10 betroffenen Ortschaften (Bertonico, Casalpusterlengo, Castelgerundo, Castiglione D'Adda, Codogno, Fombio, Maleo, San Fiorano, Somaglia und Terranova dei Passerini) still, in Venetien ist der Name des Ortes Vo’ Euganeo zu ungewollter Bekanntheit gekommen.
In den am meisten betroffenen Regionen des Landes der Lombardei (Stand 03.03.2020, 18 Uhr, 1326 Fälle), Emilia Romagna (398) und Venezien (297), im Norden des Landes, bleiben seit dem letzten Februarwochenende Schulen, Museen, Hotels, Restaurants und Kirchen geschlossen. Großveranstaltungen wie Fußballspiele, Messen und Konzerte wurden abgesagt. Bisher war geplant, die Maßnahmen bis zum 8. März aufrechtzuerhalten und dann langsam das öffentliche Leben wiederaufzunehmen. So ist der Mailänder Dom seit gestern wieder geöffnet, ebenfalls in Mailand sollte der neue Operndirektor der Scala, Dominique Meyer, am kommenden Wochenende die erste Saison unter seiner Leitung eröffnen.
Heute dann die Meldung, dass die Regierung über die landesweite Schließung aller Schulen und Universitäten, sowie die Ausweitung der „roten Zone“ auf einen Teil der Provinz Bergamo berät, wo ein wenige Wochen altes Baby positiv auf den Virus getestet wurde. Laut der Ärzte sei das Kind jedoch in keinem Besorgnis erregenden Zustand, anders als Italien.
Wichtige Messen abgesagt
Ob die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus greifen, wird sich wohl erst in den kommenden Wochen zeigen. Neben der Isolierung einzelner Gebiete gehört die Absage von Großveranstaltungen zu diesen Maßnahmen. So wurde inzwischen auch die für April geplanten Mailänder Möbelmesse abgesagt und die Weinmesse Vinitaly in Verona von April auf Juni verlegt. Beide Messen sind für die italienische Wirtschaft bedeutende Veranstaltungen, die entweder abgesagt, verlegt oder wie die Mailänder Modewoche und der Venezianische Karneval in diesem Jahr wegen Corona abgebrochen wurden. Die wirtschaftlichen Konsequenzen, die dieser Ausnahmezustand auf verschiedene Sektoren hat, sind noch nicht genau zu beziffern, sie liegen jedenfalls in Milliardenhöhe.
Wirtschaftliche Konsequenzen drohen
Die Auswirkungen der wirtschaftlichen Einbuße der am stärksten betroffenen Regionen im Norden sind auch deswegen so schmerzhaft, weil ein Drittel von Italiens Wirtschaftsleistung in diesem auch als Industriezone bezeichneten Gebiet erbracht wird. Hier stehen Fabriken still, werden Waren nicht mehr von A nach B transportiert. Die Regierung hat den Menschen in diesen Gebieten zwar wirtschaftliche Unterstützung zugesagt, doch liegt hier nur einer von vielen Problemherden.
Corona-Krise trifft den Tourismus
Ebenso dramatisch sind die Auswirkungen der Corona-Krise für den italienischen Tourismus. Auch wenn die Italienische Zentrale für Tourismus auch heute noch meldet, dass Italien ein sicheres Land zum Leben und besuchen sei, streichen Fluggesellschaften wie die deutsche Lufthansa oder die österreichische Austrian Airline bis zu einem Drittel ihrer Italienflüge, wer einen Osterurlaub im Belpaese geplant hat, gar in der Lombardei, hat diesen inzwischen wohl storniert. Sowohl die deutsche, als auch die österreichische Bahn bieten ihren Kunden problemloses Stornieren von bereits gebuchten Italienfahrten an- alleine das Besorgnis erregend. Wer jetzt beginnt einen Italienurlaub anzutreten oder zu planen, wird eher schief angeschaut. In den Medien wirkt Italien aktuell kaum wie ein sicheres Reiseland, selbst wenn noch immer einzelne Gebiete und Regionen vollkommen Corona frei sind, bzw. einstellige Fallzahlen aufweisen, schreckt doch die oftmals auf Italienreisen zurückgeführte Ansteckungskette ab.
Italiens Tourismus- und Handelsverband Confturismo-Confcommercio rechnet mit einem Rückgang der Übernachtungen im Zeitraum 1. März bis zum 31. Mai 2020 in Höhe von 31,6 Millionen im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr. Falls sich die geschätzten Zahlen bewahrheiten, müsste der Sektor ein Verlust von 7,4 Milliarden Euro verkraften. „Die Lage ist für den gesamten Sektor dramatisch. Wir zahlen einen hohen Preis für eine mediale Kommunikation, die tödlicher als das Virus ist“, wird Verbandspräsident Luca Patané in den Medien zitiert. Die Meldung, dass möglicherweise landesweit alle Schulen geschlossen werden, wird das Vertrauen von Urlaubern in die Sicherheit des Landes kaum fördern.