Skigebiet wird Plastikfrei

Das Val di Sole im Trentino startet ehrgeiziges Projekt gegen die Verschmutzung der Berge

Mailand. Bald startet die Saison im beliebten Skigebiet Pejo 3000, doch in diesem Jahr gelten hier neue Regeln. Der Fremdenverkehrsverband Val di Sole hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, das bei Wintersportlern beliebte Tal bereits ab der kommenden Saison zum ersten plastikfreien Skigebiet der Welt zu machen. Anstoß für den Start des Projektes gab eine Studie der Mailänder Universität, bei der die Anzahl von Mikroplastikpartikel auf dem Forni-Gletscher im Nationalpark Stilfser Joch untersucht wurde. 162 Millionen Partikel von Plastikkomponenten fanden die Forscher am Gletscher, eine alarmierende Menge, die der der durchschnittlichen Verschmutzung Plastik europäischer Meere entspricht. Die Message kam bei den Verantwortlichen des Skigebietes an, die keine weiteren Studienergebnisse abwarten wollten, bevor sie auf die zunehmende Plastikverschmutzung der Bergwelt reagieren. Deshalb wird bereits ab dieser Saison Einwegplastik aus den Berghütten, Hotels und Restaurants im Tal verbannt, dass dies erst der Anfang ist, ist den Beteiligten klar, das Projekt „erstes Plastik freies Skigebiet der Welt“ soll in den kommenden Jahren ausgeweitet werden.

Unsere Erholung bedroht die Natur

In die Berge oder ans Meer, das ist eine der Diskussionen, die in vielen Familien geführt wird, wenn die Ferienplanung ansteht. Erholung in der Natur, danach sehnen sich besonders die Stadtmenschen, die es Sommer wie Winter eben entweder ans Meer oder in die Berge zieht. Reisen ist wunderschön, Skifahren und Wandern machen großen Spaß. Dass der Mensch auf der Erde allerdings der Hauptverantwortliche für die Bedrohung der Natur ist, sollte eigentlich nicht erst seit den Apellen der Jugendbewegung Fridays for Future Bewegung klar sein.

Sowohl die Meere, als auch die Bergwelt wird vom Menschen bedroht. Mit der Errichtung von Nationalparks, wie jenem am Stilfser Joch im Trentino, wo sich auch das Skigebiet Pejo 3000, dass sich zwischen den 1.400 bis 3.000 Meter hohen Gipfeln der Alpen erstreckt, befindet, bemüht sich der Mensch die Naturjuwelen der Erde zu schützen und trotzdem genießen zu können. Die von der Mailänder Universität veröffentlichte Studie zum Forni-Gletscher zeigt jedoch einmal mehr ganz deutlich, dass diese Bemühungen nicht ausreichen. Die Gesundheit von Meeren und Bergen ist bedroht, Plastikpartikel verunreinigen die Natur und bringen das natürliche Ökosystem aus dem Gleichgewicht.

Die Bedrohung der Alpen durch Mikroplastik

Im April diesen Jahres lieferten die Wissenschaftler der Staatlichen Universität Mailand in Kooperation mit Mailand Bicocca eindeutige Zahlen für das Vorkommen von Polyester, Polyamid und Polyethylen, das in Form von feinsten Partikeln die Pflanzen- und Tierwelt am Forni-Gletscher bedroht. Eine Folge der menschlichen Anwesenheit in dem Naturjuwel. "Strategien zur Eingrenzung des Plastikkonsums sind dringend und sollten im ganzen Alpenraum ergriffen werden ", meint daher Christian Casarotto, Glaziologe des Wissenschaftsmuseums MUSE von Trient und hat zumindest die Leitung des Tourismusverbandes von Val di Sole mit seinem Apell erreicht. Denn Val di Sole ist tatsächlich das weltweit erste Skigebiet, das, über eine neue europäische Richtlinie zu Kunststoff hinaus, Maßnahmen zur Eindämmung der Verschmutzung unserer Bergwelt durch Mikroplastik ergreift handelt und das Projekt direkt angehen, wie Luciani Rizzi, Präsident des Fremdenverkehrsverband von Val di Sole, Luciano Rizzi, am vergangenen Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz in Mailand erklärte. Die Idee Maßnahmen zum Schutz der Natur zu ergreifen, sei zwar nicht neu, das Studienergebnis dränge jedoch zu umgehenden Handeln, sind sich die Verantwortlichen im Val di Sole sicher, und starten deshalb bereits in dieser Saison mit dem ehrgeizigen Projekt das erste Plastik freie Skigebiet der Welt werden zu wollen.

Erste Schritte Richtung Nachhaltigkeit im Val di Sole

In seiner Präsentation wies Tourismusverbandspräsident Rizzi auch darauf hin, dass einiges an Arbeit auf das Tal zukomme und es mit der Verbannung von Einwegplastik noch lange nicht getan sei. Zunächst habe man ein spezialisiertes Unternehmen beauftragt und alle Skipisten- und Hüttenbetreiber befragt, um Strategien zu entwickeln, die dann nach und nach umgesetzt werden können. Den konkreten Start des Projektes bildete eine Absichtserklärung der vor Ort ansässigen Betriebe, die jedoch mehr sein soll als eine Nachhaltigkeits-Marketing-Kampagne, erklärt Fabio Sacco, Generaldirektor von Apt. Denn die lokale Wirtschaft hängt am Tourismus und der Tourismus wiederum an der gesunden Natur. Diese zu schützen, läge dementsprechend im Eigeninteresse und dem der Kinder und Enkel des Tales.

Der Verzicht auf Einwegplastik in dieser Saison ist ein Anfang, komplexere Initiativen sind geplant, die schrittweise eingeleitet werden, um auf die zahlreichen potenziellen Quellen für die Entstehung von Mikroplastik einzuwirken. Parallel zum Einwegplastikverbot werden in den kommenden Wochen Informationstafeln im Skigebiet eingeführt, die das Pejo Plastic Free-Projekt beschreiben und das Bewusstsein der Skifahrer schärfen sollen den Einsatz von Kunststoff aus Verpackungen und Kunststoffflaschen zu begrenzen und sie aufzufordern, den mitgebrachten Plastikmüll endsprechend zu entsorgen. "Die Skisaison 2019-2020 wird die erste sein, in der die neuen Funktionen angewendet werden. Nicht alle, weil es viele Dinge zu tun gibt und einige mehr Zeit in Anspruch nehmen. Die Veränderung wird jedoch sofort für alle Skifahrer spürbar sein ", erklärt Simone Pegolotti, Direktorin von Pejo Funivie.

Ohne die Mitarbeit der Besucher des Tales wird der ehrgeizige Plan kaum umzusetzen sein, doch wer in diesem Jahr merkt, dass die Mayonnaise auch ohne Plastikverpackung auskommt, entwickelt vielleicht im nächsten Jahr ein größeres Bewusstsein oder verzichtet auch zu Hause mehr und mehr auf Plastik. Der positive Schneeballeffekt ist die Hoffnung, die dem Val di Sole, den Alpen und der Fridays for Future-Bewegung bleibt.

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