Karneval auf Sardinien

König Giorgio von Tempio Pausania und der Carnevale Barbaricino

Der Venezianische Karneval ist weltbekannt, doch wie beim Essen fasziniert Italien auch beim Karneval mit regionaler Vielfalt. Während die große Maskerade nach Venedig lockt, fasziniert der mittelalterliche Karneval von Ivrea im Piemont mit einer Orangenschlacht. Ganz besonders und vielfältig ist auch der Karneval auf Sardinien, der seine ganz eigenen Traditionen kennt. In so manchen Dörfern auf Sardinien wird der archaische Carnevale Barbaricino mit traditionellen Umzügen, Rollenspielen und Masken begangen.

Karneval auf Sardinien

Wen es in der Zeit zwischen Ende Januar und Anfang März, also vor dem Beginn der Fastenzeit, auf die Mittelmeerinsel verschlägt, der kommt nicht nur in den Genuss des milden Klimas, der kann auch außergewöhnliches Karnevalsbrauchtum erleben. Mit dem Antoniustag, in diesem Jahr am 17. Januar, beginnt der Karneval auf Sardinien. In so manchem Ort tanzten an diesem Tag das erste Mal die Masken ums Feuer, die den Karneval auf Sardinien so besonders machen. Ihren Höhepunkt erreichen die Feierlichkeiten am „Martedi Grasso“ der Nacht vor Aschermittwoch, der den Beginn der Fastenzeit markiert. Bei den Karnevalsfeierlichkeiten wahrt jeder Ort seine eigenen Traditionen und so kommt es, dass sich die Bräuche, Geschichten und Masken auf Sardinien, die die jeweilige Kultur reflektieren, sogar von Dorf zu Dorf unterscheiden. Während sich beim bunten Umzug im nördlichen Tempio Pausania alles um „RE GIORGIO“ dreht, einen König oder Herrscher, der zynischer Weise erst eine Woche gefeiert wird, um dann anschließend öffentlich verbrannt zu werden, geht es beim traditionellen Carnevale Barbaricino im Herzen der Insel noch weit düsterer zu. Archaische Masken und heidnisch anmutende Bräuche werden, wie etwa beim traditionsreichen Umzug der berühmten Mamuthones und Issohadores von Mamoida Jahr für Jahr mit größtem Aufwand inszeniert und thematisieren das Verhältnis von Mensch und Natur, Mensch und Tier, das in dieser Gegend der Hirten eine große Rolle spielt. In der Provinz Oristano hingegen ist der Karneval die Zeit der großen Pferderennen und mittelalterlichen Turniere, wie bei der Sartiglia von Oristano oder dem Pferderennen Sa Carrela’e nanti im kleinen Santu Lussurgiu.

Tempio Pausania

Der Umzug in der kleinen Stadt Tempio Pausania, gelegen in der nördlichen Region Gallura, gehört zu den bekanntesten Karnevalsbräuchen Sardiniens. Der erste Höhepunkt beim Karneval von Tiempo ist der Umzug der allegorischen Wagen, der seit inzwischen 60 Jahren in der heutigen Form mit großen Pappmascheefiguren zelebriert wird. Protagonist des Carnevale Tempiese ist „Sua Maestà Re Giorgio“ („Seine Hoheit König Georg“), eine riesige auf einem Thron sitzende Figur, die die Macht in all ihren Formen widerspiegelt. Sechs Tage lang wird „Sua Maestà Re Giorgio“ verehrt und es wird ihm zugejubelt. Am Fastnachtsdienstag dann, wenn der Tag sich dem Ende neigt, wird der König für alles Übel verantwortlich gemacht und in einem Prozess verurteilt, um öffentlich auf dem Hauptplatz verbrannt zu werden. Neben dem Umzug bietet der Karneval von Tempio (20. bis 25. Februar 2020 ) noch eine Reihe an weiteren Veranstaltungen für Groß und Klein. Natürlich finden in diesen sechs Tagen auch eine Reihe von Maskenbällen statt.

Carnevale Barbaricino, der Karneval im Land der Schafe und Ziegen

Im Inland Sardiniens in einem Gebiet, das auch als das Land der Schafe und Ziegen gilt, der im Osten Siziliens gelegenen felsigen Hochebene, der Barbagia, wird ein ganz traditioneller Karneval gefeiert. Beim Carnevale Barbaricino, deren Ursprünge auf heidnische Fruchtbarkeitsriten zurückgehen, wird mit Schaffellen, Kuhglocken, Fratzen- oder Tiermasken der Gegensatz zwischen Gut und Böse, Leben und Tod, Sieger und Besiegtem verkörpert. Die Protagonisten bzw. Kostüme dreier Orte haben es zu besonderer Berühmtheit gebracht und stehen jeder für sich stilbildend für den Carnevale Barbaricino. Die Mamuthones von Mamoiada, die Thurpos von Orotelli und die Merdules von Ottana. Im Museo delle Maschere del Mediterraneo in Mamoiada ist ganzjährig eine Ausstellung mit und zu den Masken zu sehen, wer die Rituale live erleben möchte, dem sei eine Reise zur Karnevalszeit empfohlen.

Der Karneval von Mamoiada

Der Karneval von Mamoiada beginnt am 17. Januar, dem Tag des Hl. Antonius mit der Parade der Mamuthones und Issocadores, den archaischen Masken die typisch für die Ortschaft sind. Bekannt ist vor allem sa bisera, die Maske aus schwarzem Holz, das Gesicht der Mamuthones, die ansonsten Samtkleidung und die Haut eines schwarzen Schafes (Mastruca) tragen. Auf ihren Rücken ist ein schwerer Haufen Kuhglocken gebunden, dazu hängt eine Glockenhalskette um den Hals. Auf dem Kopf trägt der Mamuthones einen Hut, die Berritta, die von einem braunen Taschentuch unter dem Kinn gehalten wird. Die Issocadores, die die Prozession der Mamuthones begleiten, tragen eine rote Jacke, eine weiße oder dunkle Hose, ein Halstuch an den Hüften, eine Berritta am Kopf, die von einem bunten Taschentuch fest im Gesicht gehalten wird, einen Bandoleer mit Bronze- und Messingrasseln. In der Hand halten sie ein Seil (sa soca). Bei der Inszenierung des Umzuges geht eine Gruppe von zwölf Mamuthones gemeinsam und bewegen sich paarweise rhythmisch, fast hypnotisch, mit Sprüngen und Schüssen aus der Schulter, die unter dem Gewicht der düsteren Glocken gebeugt sind, vorwärts. Die Issocadores, normalerweise nicht mehr als acht, gehen stattdessen flink vor und gründen plötzlich eine Soca, eine Runde, die junge Frauen, Freunde und Zuschauer mit großem Geschick einfängt. Die Gefangenen (nicht die Frauen) sind verpflichtet, der maskierten Gruppe ein Getränk anzubieten. Der Carnevale Mamoida hat in diesem Jahr bereits am 16. Januar begonnen, das Programm ist bis zum 25. Februar, an dem der traditionelle Karnevalsumzug stattfindet, dicht, fast täglich bietet sich die Gelegenheit den Umzug der Mamuthones und Issocadores von Mamoiada zu erleben.

Der Karneval von Ottana

Wer den Karneval in Ottana, einem 2300-Seelen-Städtchen südwestlich von Nuoro, feiert, der trifft die „Boes“, „Merdules“ und „Filonzana“, die sich gegenseitig und die Menge in Schach halten. Ganz im Stil der Barbagia-Region besteht auch die Verleidung in Ottana aus zotteligen Tierfellen und geschnitzten Masken. Der Boe (dt. Ochse) zählt zu den am meisten verbreiteten Masken in Ottana. Er gilt als Symbol der Stärke und Fruchtbarkeit. Er wird von dem in Tierfellen gehüllten „Merdule“, dem Hüter der Tiere, mit der Soga (dt. Rute) in Schach gehalten. Die alte, buckelige Sa Filonzana spinnt als Schicksalsgöttin ihre Fäden. Wild durcheinander und ganz ohne Plan toben Boes, Merdules und Sa Filonzana durch die Straßen der Ortschaft und halten das Publikum in Atem. Sa prima essia, dh. der erste Auftritt des Jahres, findet am 16. Januar, dem Vorabend von Sant Antonio statt. Am Wochenende vor Faschingsdienstag finden regelmäßig Umzüge statt, am Dienstag, den 25. Februar 2020, sind die „Merdules“ dann die Gastgeber der Festlichkeiten, an denen bis in den Abend “Sas Amoradas“, der berühmte Oktavengesang zum Besten gegeben wird, und auf den zentralen Plätzen die traditionellen Tänze von Ottana getanzt werden.

Karneval von Orotelli

Ebenfalls in der Provinz Nuoro, im kleinen Orotelli, ist der Karneval das Fest von "Sos Thurpos", den Blinden, die wie Ochsen im Joch gepaart zusammengespannt sind, einen Schellenkranz umgelegt und von einem Bauern an einem Seil geführt werden. Andere Thurpos ziehen einen Pflug, gefolgt von "Säern", die Kleie auf die Straße streuen- der Umzug beschreibt eine "umgekehrte Welt" und findet in diesem Jahr am Sonntag, den 23. Februar statt. An der großen Parade durch die Straßen der Altstadt von Orotelli nehmen maskierte zu Fuß und zu Pferde teil, die Aufführungen der traditionellen Masken und Tänze finden auf den Plätzen des Städtchens statt.

Die Sartiglia von Oristano

Auf der Westseite Sardiniens, ist die Gegend um Oristano für ihren Reiterkarneval bekannt. Am berühmtesten ist die Sartiglia in Oristano, ein Pferderennen, aus der spätmittelalterlichen Tradition der Ritterturniere, von denen viele heute noch in Italien veranstaltet werden. Die Sartiglia ist seit 1546 offiziell belegt und soll zu Ehren von Kaiser Karl V. erstmals ausgetragen worden sein.
Bei der Sartiglia von Oristano muss eine Gruppe von Reitern in historischen Kostümen, angeführt von „Su Componidori“, dem Helden der Sartiglia, der zuvor in einer aufwändigen Zeremonie eingekleidet wurde, in den Straßen des historischen Zentrums der Stadt Oristano versuchen, in vollem Galopp einen aufgehängten Silberstern mit einer Lanze aufzuspießen, danach gilt es noch den Beweis der eigenen Reitkunst zu erbringen. Viele gestochene Sternen verheißen dem Glauben der Bevölkerung nach, dass es im nächsten Jahr eine gute Ernte geben wird.
Die Sartiglia findet 2020 am Sonntag, den 23. und am Dienstag, den 25. Februar, im Zentrum von Oristano statt.

Sa Carrela’e nanti von Santu Lussurgiu

Im kleinen Ort Santu Lussurgiu, in der Provinz Oristano, findet eines der bekanntesten und spektakulärsten Pferderennen der Insel statt. Denn die Reiter preschen mit höchster Geschwindigkeit über die 350 Meter lange Schotterstraße, heute auf der Via Roma, und die Menge weicht erst kurz vor ihrem Eintreffen auseinander. Das "Sa Carrela’e nanti" ist ein echtes Pferderennen und erfreut sich jahrhundertelanger Beliebtheit. Das Rennen wird in vier Etappen ausgeführt, zunächst präsentieren sich die Fahrer bei der S'iscappadorzu, dem Punkt, an dem das Rennen beginnt, und eilen bei "Pareza" (Pariglia) mit voller Geschwindigkeit mit dem Ziel, das gesamte Rennen "vereint" abzuschließen, bei dieser Etappe wird Einheit, Harmonie, Freundschaft und Solidarität symbolisiert. Am sogenannten "Su Lunisi de sa pudda" (Hennenmontag), muss der galoppierende Reiter mit einem Stock, "Su fuste 'e ortzastru", eine Marionette, die wie eine Henne aussieht, zu Boden werfen, bis in den 70ger Jahren sind hier echte Hennen eingesetzt worden. Am Dienstag endet das Turnier mit der Vergabe der Preise an die Fahrer und aller anderen Teilnehmer. 2020 finden die Rennen am 23., 24. und 25. Februar statt, auch ein Besuch der Generalprobe am 16. Februar 2020 verspricht Spektakuläres.

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